Bilderverbot

Gedanken zu Exodus 20.4(ff)

Zum Bilderverbot der 10 Gebote (2. In jüdischer Zählung) gibt es mehrere Begründungen, die sich teilweise in den Übersetzungen widerspiegeln.

Die Erste, daß bekanntlich in der Magie geglaubt wird, daß eine hinreichend ähnliche Figur/Idol zusammen mit einem persönlichen Teil (Haare oder Nagelabschnitte) und/oder dem wahren Namen ausreichend sind, um die Person zu etwas zu zwingen (vergl. Voodoo) klingt erstmal nicht schlecht, aber die Hybris, die dahinter steht ist mir doch zu gewaltig, als das ich mir dies als Hauptgrund für das Bilderverbot vorstellen kann.

Die zweite Begründung ist mit der Geschichte vom Tanz um das goldene Kalb gekoppelt. Der Mensch ist ein einfach gestrickte Geschöpf, der am liebsten seine gewohnten Verhältnisse auf Gott sowie Himmel (Idealisierte Erde ohne Verbrechen, unnötiger Arbeit und Mühsal, wo der Mensch tun und lassen kann was er will) und Unterwelt übertragen möchte. Mit einem Gott Jahwe, der sich zwar mit Feuerschein und Wolke und tosenden Unwetter ankündigt aber dann unsichtbar mit leiser Stimme zu den Menschen spricht, konnten sie nichts anfangen. Deshalb wollten sie ein goldenes Kultbild Ihres Gottes. Das konnte man wenigstens anfassen und verstehen (und später damit vor den anderen Völkern angeben). Daß sie damit Jahwe zu einem einfachen Tier-Gott herabwürdigten (und beleidigten) beachteten sie nicht.

Gott will nicht, daß die Menschen darüber bestimmen wie er zu sein hat. Dies steht Ihnen als seine Geschöpfe nicht zu. Er offenbart sich selbst, zu einem Zeitpunkt und zu den Bedingungen, die er selbst bestimmt. Daß er dabei als einziger Gott anerkannt werden will und dabei vor allem nicht den Platz mit von Menschen geschaffenen Pseudo-Gottheiten teilen möchte, die Dingen, Objekten oder Lebewesen seiner Schöpfung (sei es im Himmel, der Erde oder des Meeres) nachempfunden sind, ist sein legitimes Recht.

Die dritte Begründung ähnelt stark der zweiten Begründung und hängt stark mit dem Bestreben der "einfachen" Menschen zusammen, selbst nicht Denken und Entscheiden zu müssen, sondern sich viel lieber auf Autoritäten (wie einem Katechismus) zu stützen. Es soll halt nur eine Wahrheit geben. Und wenn es dort ein passendes Gottesbild zusammen mit einem Patentrezept für den Weg ins Paradies gibt, um so besser. Das Problem ist nur, den einen wahren Weg gibt es nicht (Selbst die Aussage Jesu: Der einzige Weg zum Vater führe über den Sohn bezeichnet in Wirklichkeit mehr als einen Weg.

Ein Beispiel zu der Problematik der einzigen universellen Wahrheit aus der Naturwissenschaft: Lange Zeit glaubte man die Welt irgendwann durch eine Universal-Formel/Universal-Bild beschreiben zu können. Doch dann mußten sie beim Welle/Teilchen-Dualismus des Lichtes erkennen, daß es notwendig ist, einzugestehen, daß gewisse Dinge in der Natur nur durch zwei oder noch mehr Modelle beschrieben werden können, von denen aber jedes für sich nur Teilaspekte korrekt darstellen.

Genauso ist es auch mit Gott. Der liebende und barmherzige Vater, der allwissende und strenge Weltenrichter, der Gutsherr bzw. König und all die anderen Beispiele, die Jesus in seinen Gleichnissen verwendet, dienen nur dazu einen Aspekt Gottes zu beschreiben, aber für sich genommen kann keines davon Gott in seiner ganzen Fülle beschreiben. Und zur Frage wie das Himmelreich aussieht drückt sich Jesus besonders vage aus (eigentlich nur Wohnstatt beim Vater) wichtiger ist es ihm, uns zu erläutern wie wichtig/wertvoll das Himmelreich ist und wie schwer es zu erlangen ist.

 

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